Ab 30 geht’s bergab

So der Volksmund über das Überschreiten des Zenits. Es gibt allerdings noch ein Prinzip in der Biologie, bei dem die Zahl 30 einen Wendepunkt darstellt. Hat mich sehr beeindruckt. Demnach ist es wohl so, dass im menschlichen Körper die Funktion der Organe von 100% auf 30% abnehmen kann, ohne dass man subjektiv etwas merkt. Das heißt, dass mit 30% der Organfunktion noch 100% subjektives Wohlbefinden möglich ist.

Dies ist einerseits zwar beruhigend, weil die Natur offenbar einen großen Puffer eingebaut hat, andererseits bedeutet dies jedoch auch, dass man sich noch gut fühlen kann, obwohl man eigentlich schon ernsthafte Probleme hat.

Und wie ich so darüber nachdenke, stelle ich fest, dass es auch im Gebiss so funktioniert. Patienten können in der Regel noch einigermaßen gut kauen, bis nur noch 30% der Kaueinheiten vorhanden sind. Und die Zähne werden in der Regel auch erst dann locker, wenn weniger als 30% des Kieferknochens übrig ist. Und Zähne brechen auch meistens erst dann zusammen oder auseinander, wenn weniger als 30% der Zahnsubstanz übrig ist.

Es wäre also hilfreich, niemals diese 30% zu erreichen. Also idealerweise seinen Zustand stabil zu halten.  Und nun schätzen Sie mal, auf welchem Niveau es am einfachsten ist, das Niveau zu halten. Meine Beobachtung ist, dass sich der Verfall im Gebiss mit der Zeit beschleunigt. Ähnlich wie bei einem Schwertransporter, bei dem nach und nach die Reifen platzen. Der erste Reifen macht noch keinen Unterschied, mit abnehmender Anzahl heiler Reifen gehen die restlichen dann immer schneller kaputt.

Der Verfall ist also am langsamsten bei nahezu 100% der maximalen Funktion. Übersetzt bedeutet das, ein vollständiges Gebiss mit 28 gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch (wie es viele junge Menschen heute glücklicherweise haben) ist wesentlich einfacher stabil zu halten als ein Gebiss mit mehreren fehlenden Zähnen, abgebautem Kieferknochen und großen Substanzdefekten.

Für Sie heißt das, dass es sinnvoll sein kann, auch erstmal groß erscheinende Anstrengungen zu unternehmen, um Ihr Gebiss wieder auf annähernd 100% zu bringen, weil es danach viel leichter sein wird, den Zustand lange Zeit stabil zu halten. Lassen Sie hingegen den weiteren Verfall geschehen, wird der Aufwand in Zukunft um ein vielfaches höher sein, wieder ein funktionierendes und vor allem stabiles Gebiss zu bekommen.

Nun müßten Sie natürlich noch wissen, wie man den weiteren Verfall stoppt oder wie man sogar die Zähne wieder jünger und besser macht. Mit Kronen jedenfalls nicht.