Zähneputzen: Welche elektrische Zahnbürste ist besser?

Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage wurden schon unzählige Studien gemacht und Hunderttausende Euro für Forschung ausgegeben. Vielleicht sogar noch mehr. Und je nachdem, welches Ergebnis man bevorzugt, kann man sich die passende Studie heraussuchen. Eine einfache Antwort gibt es also nicht. Daher werde ich heute zunächst mal die Wichtigkeit dieser Frage einordnen und dann stellvertretend eine aktuelle eine Studie zitieren, die meiner Meinung nach sehr praxisnah durchgeführt wurde, und dann die Frage beantworten.

Wenn wir zunächst mal überlegen, aus welchem Grund wir eigentlich die Zähne putzen, dann wollen wir ja nicht nur frischen Atem. Dafür wäre die Wahl der Zahnbürste ja auch unwichtig. Nein, wir wollen zwei Risiken wegnehmen, und zwar das Risiko für Karies und das Risiko für Parodontose. Das Kariesrisiko wird jedoch auch durch andere Faktoren beeinflußt, zum Beispiel durch die Häufigkeit von Kohlenhydratmahlzeiten und das Benutzen von Fluoriden. Das Parodontoserisiko wird unter anderem durch die Stärke des Immunsystems beeinflusst. Die Auswahl der richtigen Zahnbürste hat also nur auf einen Aspekt der Vorsorge Einfluss, nämlich auf die Belagsentfernung. Und die wiederum wird auch durch unzählige andere Faktoren beeinflusst, wie das Benutzen von Zwischenraumbürstchen oder Zahnseide, die regelmäßige professionelle Zahnreinigung oder die Geschicklichkeit, mit der geputzt wird. Man sollte also eigentlich vermuten, dass der Einfluss der Zahnbürstenwahl auf das Risiko für Karies und Parodontose und letztlich darauf, ob die Zähne länger halten oder früher ausfallen, eher gering ist. Und daher darf man auch die Werbebotschaften der Zahnbürstenhersteller nicht zu optimistisch interpretieren. Einhundert Prozent mehr Belagsentfernung heißt ja nicht doppelte Lebensdauer der Zähne.

Um es noch drastischer zu sagen, wenn Sie sonst alles richtig machen, also ohnehin ein geringes Risiko für Karies und Parodontose haben, dann hat die Wahl der Zahnbürste, sogar egal ob Hand oder elektrisch, so gut wie keinen Einfluss mehr auf Ihr Risiko, Zähne zu verlieren. Richtig machen heißt hier: gute Putztechnik (kontrolliert und bestätigt von der ZMP!), kohlenhydratarme Ernährung, ausreichend Vitalstoffe, regelmäßige Zahnreinigung, Nichtraucher, kein Diabetes Typ 2, wenig Stress, viel Bewegung. Und je mehr „Fehler“ Sie machen, umso wichtiger könnte die Auswahl der richtigen Zahnbürste für Sie sein.

Und hier gibt es eine neue, sehr praxisnahe Studie (März 2017). Man hat 284 Menschen, die bisher nur mit der Hand geputzt haben, einfach eine elektrische Zahnbürste mit nach Hause gegeben und sie dann sechs Wochen lang damit putzen lassen. Vorher, zwischendrin und nachher wurde nachgeguckt, wie sauber die Zähne waren und wie stark das Zahnfleisch entzündet war. Verglichen wurde die Philips Sonicare DiamondClean mit der Oral B 7000 CrossAction. Die Philips Sonicare ist eine sogenannte Schallzahnbürste, die mit einer sehr hohen Frequenz schwingt. Die Oral B arbeitet oszillierend, das heißt, der Bürstenkopf dreht sich mit einer tieferen Frequenz hin und her. Das Ergebnis der Studie war, dass beide elektrische Zahnbürsten bedeutend besser putzten, als es vorher mit der Handzahnbürste der Fall war und dass beide elektrischen Zahnbürsten das Zahnfleischbluten verringert haben. Die Schallzahnbürste (Sonicare) verringerte den Blutungsindex sogar um 45%, die oszillierende Zahnbürste (Oral B) verringerte ihn um immerhin 26%. Das ist schon eine wertvolle Aussage, weil nicht nur die Zahnbeläge gemessen wurden, sondern auch die Blutungsneigung des Zahnfleisches und damit der Entzündungszustand. Und, wichtiger Punkt, die Teilnehmer haben nicht unter Laborbedingungen geputzt, sondern zu Hause. Das macht das Ergebnis aus meiner Sicht viel aussagekräftiger.

Man könnte also schlußfolgern, dass beide Technologien zur Verringerung von Zahnfleischenentzündung geeignet sind, die Sonicare jedoch noch wirksamer ist. Die Dentalhygienikerinnen in unserer Praxis schwören übrigens auch auf die Philips Sonicare, sie sehen damit bei zahnfleischerkrankten Patienten nach eigenen Angaben bessere Erfolge als mit der Oral B. Somit bestätigen sie in der Praxis die wissenschaftliche Aussage dieser Studie.

Zusammenfassend kann ich also folgendes empfehlen: Menschen mit Zahnfleischproblemen oder ungünstigem Lebensstil sollten eine Schallzahnbürste wählen. Marktführer hier ist Philips, mit verschiedenen Angeboten von etwa vierzig bis über zweihundert Euro. Für Menschen mit wenig Risiken und guter Putztechnik sollte eine einfache elektrische Zahnbürste ausreichend sein. Die günstigsten oszillierenden Modelle gibt es schon unter zwanzig Euro.

Ich selbst putze übrigens mit einer Oral B, weil mich das Summen und Kitzeln der Schallzahnbürsten stört, ich konnte mich daran bisher nicht gewöhnen. Aber wer weiß, vielleicht steige ich eines Tages auch noch um.

PS: Auch das Putzen mit der besten Zahnbürste kann eine bereits vorliegende Erkrankung nicht heilen. Und besonders bei der Parodontose wird leider selten nachgeguckt. Wenn Sie also bereits eine Parodontose haben, dann hilft Zähne putzen dagegen auch nicht mehr. Bitte lesen Sie hier auch den Beitrag über die Wichtigkeit der Parodontoseerkennung.

Mit welcher Zahnbürste haben Sie die besten Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf Ihre Meinung!

Quelle: J Clin Dent. 2017 Mar;28(1 Spec No A):A29-35. A Comparison of the Effect of Two Power Toothbrushes on the Gingival Health and Plaque Status of Subjects with Moderate Gingivitis.