Ist Ihre Zahnprophylaxe rausgeworfenes Geld?
Gehören Sie zu den Menschen, die vorbildlich zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen? In der Hoffnung, das würde Sie vor Karies und insbesondere vor Parodontose, also dem schleichenden Knochenabbau und vor späterem Zahnverlust schützen? Möglicherweise werfen Sie Ihr Geld und Ihre Zeit zum Fenster raus. In diesem Beitrag erfahren Sie, unter welchen Bedingungen die Prophylaxe Ihnen etwas bringt und wann sie nur Zeit und Geld kostet, ohne wirklich zu helfen.
Die professionelle Zahnreinigung ist eine Vorsorgemaßnahme, die dafür sorgen kann, dass schädliche Bakterien von den Zahnoberflächen entfernt werden und dadurch keinen Schaden mehr anrichten können. Insbesondere ist das an den Stellen wichtig, wo die Zahnbürste nicht so gut hinkommt. So weit, so gut. Aber schauen wir mal etwas genauer hin. Gemäß der Definition werden bei der professionellen Zahnreinigung alle Zahnoberflächen oberhalb des Zahnfleischrandes gereinigt und poliert.
Gemeinerweise gibt es aber auch Zahnoberflächen, die unterhalb des Zahnfleischrandes liegen. Wenn alles gesund ist, dann sind das nur etwa ein bis zwei Millimeter, die vom Zahnfleisch abgedeckt werden. Die sind im Prinzip auch noch für die normale Reinigung zugänglich, so dass in diesem Fall die PZR, also die professionelle Zahnreinigung, genau das tut, was sie soll. Nämlich durch Beseitigung hartnäckiger Beläge die für Bakterien zugänglichen Zahnoberflächen komplett zu reinigen und damit Entzündungen vorzubeugen.
Jetzt kann es allerdings sein, dass bereits unterhalb des sichtbaren Zahnfleischrandes auf der Wurzeloberfläche Krusten entstanden sind, die voll sind mit schädlichen Bakterien. Diese können zu entzündetem Zahnfleisch und später zum gefürchteten Knochenabbau führen. In beiden Fällen erhöht sich die sogenannte Taschentiefe. Das heisst, es entstehen Zahnfleischtaschen, bei denen die für Bakterien zugängliche Zahnoberfläche unterhalb des Zahnfleisches mehr als zwei Millimeter beträgt. Wenn dieser Punkt erreicht ist, dann kann und darf die Prophylaxeassistentin diese Auflagerungen nicht entfernen. Das bedeutet, dass trotz bester und regelmäßiger PZR die Auflagerungen auf den Wurzeloberflächen unterhalb des Zahnfleischrandes nicht entfernt werden.
Wenn also bei Vorliegen dieser schwer zugänglichen Auflagerungen und/oder vertieften Zahnfleischtaschen eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt wird, dann ist das in etwa so, als wenn Sie mit einem Auto, bei dem die Karosserie durchgerostet ist, in die Waschanlage fahren und dann erwarten, dass alles wieder gut ist.
Der entscheidende Punkt ist also der: Die professionelle Zahnreinigung ist eine Vorsorgemaßnahme, die bei regelmäßiger und sachgerechter Durchführung vor Parodontose schützen kann. Sobald jedoch ein Schaden in Form von verkrusteten Wurzeloberflächen und/oder vertieften Zahnfleischtaschen bereits entstanden ist, ist sie fast nutzlos und wird den weiteren Verlauf der Parodontose kaum noch beeinflussen.
Woher weiß man aber jetzt, ob die normale PZR noch nützlich ist oder nicht? Ganz einfach. Die Zahnfleischtaschen müssen regelmäßig vom Zahnarzt oder einer Dentalhygienikerin gemessen werden, um Knochenabbau und Entzündungen zu erkennen. Ein erfahrener Behandler kann die genannten Krusten beim Messen mit der Parodontalsonde sogar fühlen. Und damit Sie wissen, wie diese Sonde aussieht, hier mal ein Foto:
Und so wird die Sonde eingesetzt:
Falls Sie also diese Sonde noch nie zu Gesicht bekommen haben, dann könnte es sein, dass Sie ein unerkanntes Zahnfleischproblem haben. Tatsächlich kommen immer wieder Patienten zu uns, die seit vielen Jahren regelmäßig zur Prophylaxe gehen und trotzdem eine fortgeschrittene und leider oft auch unerkannte Parodontose haben. Diesen Patienten wurde also nicht nur nicht geholfen, sondern sie haben auch noch Zeit und Geld in unwirksame Vorsorgemaßnahmen investiert. Was für ein Jammer!
Sie können folgende Dinge tun, um sicher zu sein, dass Ihre Zähne in guten Händen sind und Ihnen die Prophylaxe den gewünschten Nutzen bietet:
- Achten Sie darauf, ob regelmäßig die Zahnfleischtaschen mit der abgebildeten Sonde gemessen werden. Eine Basisuntersuchung bezahlt sogar die gesetzliche Krankenkasse alle zwei Jahre.
- Fragen Sie Ihre/n Zahnarzt/-ärztin, ob sie oder er sich regelmäßig auf dem Gebiet der Parodontologie fortbildet und in der Lage ist, eine Parodontitis zu erkennen und auch zu behandeln.
- Idealerweise wird die Parodontoseerkennung und -behandlung von speziell geschultem Fachpersonal durchgeführt, den sogenannten Dentalhygienikerinnen (kurz: DH). Fragen Sie also nach, ob es solche Mitarbeiter in der Praxis gibt.
- Achten Sie darauf, mit welchen Argumenten Ihnen die PZR empfohlen wird. Wenn es da nur um Wellness oder gutes Aussehen geht, können Sie wahrscheinlich keine besonders hohe Fachkompetenz erwarten.
- Gibt es ein Erinnerungssystem in der Praxis, welches Sie regelmäßig an die nächste PZR erinnert? Ohne dieses Recallsystem ist eine sichere Vorsorge praktisch unmöglich.
Mit dieser Hilfestellung sollten Sie ganz gut einschätzen können, wie gut es um Ihre Zahnvorsorge steht. Bei Fragen oder Anmerkungen kannst du bitte einfach das Kommentarfeld benutzen. Teilen Sie diesen Beitrag bitte mit Menschen, für die diese Informationen ebenfalls hilfreich sein könnten. Und falls Sie regelmäßig auf neue Beiträge aufmerksam gemacht werden möchten, tragen Sie gleich hier Ihre Emailadresse ein.
Zähneputzen: Welche elektrische Zahnbürste ist besser? | Nie wieder Zahnschmerzen
7. Juni 2017 @ 7:19
[…] PS: Auch das Putzen mit der besten Zahnbürste kann eine bereits vorliegende Erkrankung nicht heilen. Und besonders bei der Parodontose wird leider selten nachgeguckt. Wenn Sie also bereits eine Parodontose haben, dann hilft Zähne putzen dagegen auch nicht mehr. Bitte lesen Sie hier auch den Beitrag über die Wichtigkeit der Parodontoseerkennung. […]