Wund(er)heilung gefällig?

Ist es Ihnen schon mal passiert, dass Ihnen beim Sitzen ein Teil Ihrer Pobacke eingeschlafen ist? Und wenn ja, was haben Sie dann gemacht? Wahrscheinlich haben Sie sich bewegt, die taube Stelle entlastet und damit wieder die Durchblutung ermöglicht. Durchblutung ist überhaupt das Wichtigste im Körper, denn ohne ausreichende Durchblutung würde jegliches Gewebe absterben. Siehe Herzinfarkt. Oder Schlaganfall.
Aber auch mit Durchblutung ist nicht automatisch alles in bester Ordnung. Denn wenn im Blut notwendige Stoffe fehlen, nützt Ihnen auch die beste Durchblutung nichts. Dies macht insbesondere dann einen Unterschied, wenn ein Gewebe viele Nährstoffe braucht. Und das ist regelmäßig dann der Fall, wenn eine Wunde geheilt werden muss. Dies kommt ja auch im Mund öfter mal vor, wenn zum Beispiel Weisheitszähne entfernt, Wurzeln operiert oder Implantate gesetzt werden. Dann hätten Sie sicher gern eine gute Wundheilung.

Nun sitze ich hier gerade auf der Couch und lese eine Studie aus dem Jahre 1972. In der wurden Querschnittsgelähmte untersucht, die eben nicht merken, wenn es am Popo taub wird und dann leider Druckgeschwüre entwickeln. Das ist abgestorbenes Gewebe auf Grund fehlender Durchblutung. Und bei denen hat man die Vitamin-C-Konzentration in den weissen Blutkörperchen gemessen, einem Teil der Personen dann Vitamin C verabreicht (maximal 3 Gramm im Verlauf von 3 Tagen, also nicht wirklich viel) und dann nochmal gemessen. Und außerdem hat man aus den Druckgeschwüren Gewebe entnommen und die Veränderungen untersucht. Genau gesagt, es wurde das Kollagen angefärbt. Das ist ein Eiweiss, aus dem ihr Bindegewebe teilweise besteht und das ihr Gewebe sozusagen zusammen hält. Für die Bildung von Kollagen ist Vitamin C notwendig (Und für die Bildung von Eiweiss natürlich Eiweiss und Zink).

Und da fiel auf, dass in der Gruppe ohne zusätzliches Vitamin C kaum Kollagen gebildet wurde, in der Gruppe mit Vitamin C jedoch schon nach drei Tagen dramatische Unterschiede sichtbar waren. Die Kollagensythese war wesentlich besser mit Vitamin C. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Die Kollagenbildung wurde auch oberhalb der Sättigung mit Vitamin C immer noch besser. Sie können sich also theoretisch ausrechnen, wieviel Vitamin C Sie täglich bis zur Sättigung essen müssten. Dann kommen Sie auf so niedrige Werte wir die von der DGE empfohlenen. Der Witz ist nur, dass bei Mehreinnahme, trotz Sättigung, die Kollagensynthese immer noch besser wird.

Was bedeutet das jetzt für Ihren Alltag? Wann immer Sie gerne hätten, dass eine Wunde gut heilt, brauchen Sie zusätzliches Vitamin C (plus Eiweiss und Zink), um Kollagen bilden zu können. Wenn Sie Raucher sind, dann erst recht. Denn Rauchen sorgt nicht nur dafür, dass sich Ihre Blutgefäße maximal zusammenziehen, sondern raubt Ihnen auch das Vitamin C. So etwa 15mg pro Zigarette. Sie können sich ja ausrechnen, wie viele Zigaretten Sie rauchen dürften bei der täglichen Empfehlung von 100mg der DGE. Und das ist auch eine Erklärung dafür, dass Raucher viel häufiger an Wundheilungsstörungen leiden als Nichtraucher.

Aber auch Diabetiker haben teils massive Wundheilungsstörungen. Auch die könnte man möglicherweise mit Vitamin C verbessern (Int J Mol Med. 2012 Aug;30(2):271-6).

Selbst wenn Sie kerngesund sind, hilft Ihnen Vitamin C im Grammbereich nach Operationen, Ihre Wunden zu heilen. In unserer Praxis bekommen Sie zu diesem Zweck nach Operationen und Zahnfleischbehandlungen Orthomol verschrieben. Vitamin-C-Gehalt: Verschwenderische 530-950mg pro Fläschchen.

Zwei weitere Fakten noch. Erstens, Vitamin C ist auch in hohen Dosen absolut ungefährlich und zweitens, bei günstigem Einkauf kostet Sie ein Gramm Vitamin C gerade einmal 0,01€. Fragen Sie mal Ihren Apotheker nach einer Pille für bessere Wundheilung. Die gibt es so natürlich nicht. Und wenn es sie gäbe, was meinen Sie, was die kosten würde?

Quelle: Br J Nutr. 1972 Sep;28(2):275-81.